Käufer, vor allem aus China, stehen gerade bei deutschen Markenfirmen Schlange. Auch in Österreich gibt es sehr attraktive Unternehmen, aber hier ist die Ausgangslage eine ganz andere.
Karin ZaunerHelmut Kretzl Wien. Deutschland erlebt einen Ansturm auf seine Unternehmen. Es gebe fünf Mal mehr Käufer als Verkäufer, schrieb diese Woche das „Handelsblatt“. Ziel der Begierde sind vor allem Markenunternehmen, aktuell stehen die Investoren zum Beispiel beim Modekonzern Willy Bogner Schlange. Und in Österreich? Da steht gerade BauMax, eine bekannte Marke, wenn auch eine finanziell ramponierte, in der Auslage. Bis zu zehn Interessenten werden kolportiert, darunter die Branchenriesen Obi aus Deutschland, Kingfisher aus Großbritannien und Adeo aus Frankreich.
Doch es sind vor allem finanzstarke chinesische Investoren, die ihre Fühler nach Europa und ebenda nach Deutschland ausstrecken. „Sie zeigen auch Interesse an österreichischen Unternehmen, aber die Marke Deutschland zieht dann doch mehr“, sagt Bernhard Baumgartner, Spezialist für Familienunternehmen. Konkret hätte im Vorjahr ein mittelgroßes österreichisches Industrieunternehmen „mit tollen Produkten“ an chinesische Investoren verkauft werden sollen, erzählt er. „Doch schließlich meinten diese, man hätte es gekauft, wäre es ein deutsches gewesen.“
Christopher Kummer, Präsident vom Institute of Mergers, Acquisitions and Alliances (IMAA) in Wien und Zürich, sieht das ein wenig anders. Denn international betrachtet werde die DACH-Region, also Österreich, Deutschland und die Schweiz, homogen wahrgenommen. An sich sei die Marke „Made in Austria“ genauso attraktiv wie „Made in Germany“, „nur in Österreich ist die Zahl der Markenchampions viel geringer“.
Ähnlich sieht das Investmentbanker Klaus Requat von der Beratungs- und Investmentgesellschaft Carpima, der an zahlreichen Privatisierungen und Übernahmen in Mittel- und Osteuropa beteiligt war. Gute heimische Firmen ließen sich problemlos verkaufen. Allerdings gebe es in Österreich kaum genügend große Markenunternehmen à la Tom Tailor, Willy Bogner oder dem Edelküchenhersteller Bulthaup wie in Deutschland. „Und wenn wir sie hätten, müssten wir die Chinesen darauf aufmerksam machen“, sagt Requat. Österreich sei schlicht zu klein – und die enge Verbindung zu Osteuropa habe ihren früheren Charme verloren. „Wir haben unsere guten 20 Jahre gehabt“, resümiert Requat. Und dass heimische Industrieunternehmen auch für Chinesen attraktiv sein können, würden die Beteiligungen aus dem Reich der Mitte am Flugzeugzulieferer FACC oder dem Elektromotorhersteller ATB zeigen.
Der Blick aufs Vorjahr im Vergleich zu anderen Jahren zeigt, wie sehr das Interesse ausländischer Investoren an österreichischen Unternehmen steigt. So entfielen im Vorjahr 79 Prozent aller M&A-Aktionen, also alle Fusionen und Firmenkäufe, dem Wert nach bemessen auf Ausländer, die hierzulande investiert haben. 2012 waren es nur 20 Prozent gewesen.
Herbert Tempsch, Experte für Unternehmensfinanzierungen bei der Bank Austria, sieht die Weichen für weiteres Wachstum gestellt. „Die Voraussetzungen sind günstig“, sagt er. Einerseits seien viele kapitalstarke Beteiligungsfirmen auf der Suche nach Übernahmezielen. Finanzierungen seien gerade überaus günstig. Und angesichts der Wirtschaftslage seien viele Eigentümer heute eher bereit zu verkaufen als noch vor einiger Zeit.